Am 5. Januar 1895 wird Hauptmann Dreyfus auf dem Hof der Ecole Militaire öffentlich degradiert Titelseite des Petit Journal vom 13.01.1895 (Detail)
J´ Accuse...! ... ich klage an!
Zur Affäre Dreyfus

Ausstellung des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien Potsdam im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte

12.07.2005 - 19.08.2005


Anlässlich des 70. Todestages von Alfred Dreyfus wurde am 12. Juli 2005 im Kutschstall Am Neuen Markt in Potsdamdie Wanderausstellung des MMZ zur Dreyfus-Affäre eröffnet.

J′Accuse...! Mit dieser Überschrift des offenen Briefs des Schriftstellers und Journalisten Emile Zola, 1898 an den französischen Präsidenten gerichtet, erreichte der öffentliche Streit um die Affäre Dreyfus seinen Höhenpunkt. Vier Jahre zuvor war der jüdische Hauptmann Alfred Dreyfus zu Unrecht des Landesverrats angeklagt und zu lebenslänglicher Verbannung auf der
Teufelsinsel verurteilt worden. Dreyfus wurde verdächtigt, der Verfasser jenes Bordereaus (Anschreibens) zu sein, das die Preisgabe geheimer Militärinformationen an die Deutschen ankündigte. Trotz gegenteiliger Schriftgutachten und vieler Beweise, die für die Unschuld Dreyfus′ sprachen, kam es auch in einem Wiederaufnahmeverfahren 1899 zu einer erneuten
Verurteilung. In Anbetracht der Unruhe, die dieser Justizskandal nicht nur in Frankreich verursachte und der bevorstehenden Weltausstellung in Paris (1900), entschloss sich die französische Regierung 10 Tage nach der Urteilsverkündung zur Amnestie. Eine endgültige Rehabilitierung erfuhr Alfred Dreyfus allerdings erst 1906 mit der Wiederaufnahme in die Armee und der Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion.

Den Grundstock der Ausstellung bildet die Beitler Collection. Die amerikanische Erziehungswissenschaftlerin Lorraine Beitler (New Jersey) hat in den letzten drei Jahrzehnten Exponate zur Dreyfus-Affäre aus aller Welt zusammengetragen.

2002 übergab sie ihre umfangreiche Kollektion von ca. 1300 Ausstellungsstücken an die University of Pennsylvania.
Etwa 250 Exponate aus dieser Sammlung sind nun in Deutschland zu sehen, darunter zahlreiche zeitgenössische Presseerzeugnisse, Fotos, Karikaturen und Postkarten, Uniformen der französischen Armee, Säbel sowie Orden und Medaillen. Darüber hinaus werden in der Ausstellung erstmalig Archivalien aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes in Berlin und der Theatersammlung der Universität Hamburg gezeigt.

Anlässlich des 70. Todesjahres Dreyfus′ hat das Moses Mendelsohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien eine Wanderausstellung konzipiert, die Einblicke in die tief greifenden Auswirkungen bietet, die diese Affäre auf Politik und Gesellschaft des fin de siècle in Frankreich, Europa und der Welt hatte.
Dabei stehen neben Dreyfus Personen aus dem Militär, der Politik und der Justiz ebenso im Mittelpunkt wie Journalisten, Schriftsteller und Künstler.

Die Ausstellung will vor allem junge Menschen erreichen, deshalb werden insbesondere Schulklassen aus Brandenburg eingeladen, die Ausstellung zu besuchen. Dafür wurde eigens ein pädagogischer Leitfaden entwickelt, den Lehrer zur Vorbereitung auf den Besuch nutzen können (abrufbar unter www.mmz-potsdam.de oder www.dreyfus-ausstellung.de). Durch Aufklärung und Auseinandersetzung mit der Dreyfus-Affäre soll deren Sensibilität gegenüber
Vorurteilen, insbesondere antisemitischen Zuschreibungen geweckt werden. Die Dreyfus-Affäre steht als Synonym für politischen Radikalismus und antijüdische Propaganda, den Einfluss von Medien auf die öffentliche Meinung aber darüber hinaus auch für den Einsatz Einzelner für einen Unschuldigen und die Notwenigkeit von Toleranz in einer offenen Gesellschaft. Die Dreyfus-Affäre stellt somit einen zeitlosen Aufruf für Gerechtigkeit und
Gleichheit dar, der den Menschen überall auf der Welt allgemeingültige Lehren vermittelt.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen (erhältlich in der Ausstellung für 12 Euro, im Buchhandel für 14,80 Euro).

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 11–18 Uhr
Mittwoch 11–20 Uhr
Montag geschlossen

Eintritt: frei

Kostenlose Führungen täglich um 11.30 Uhr und 15 Uhr nach Voranmeldung unter
Tel: 0331/28094-0 oder 0331/62085-50

Infos unter www.mmz-potsdam.de sowie www.dreyfus-ausstellung.de
 
 
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