Münzschatz, 56 Gold- und 178 Silbermünzen, nach 1755, Ziesar, Landkreis Potsdam-Mittelmark, Foto: Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum
Vom Hacksilber zum Golddollar
Münzschätze des Mittelalters und der Neuzeit von der Ostsee bis zur Lausitz

Eine Ausstellung des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums und des Landesamtes für Bodendenkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums Mecklenburg-Vorpommern

03.02.2006 - 09.04.2006


Mit freundlicher Unterstützung der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam

Nach großer Besucherresonanz in Berlin, Wittstock und Bad Liebenwerda wird die Ausstellung mit mittelalterlichen und neuzeitlichen Münzschätzen nun im Rahmen der Kooperationsvereinbarung zwischen dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) und dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum (BLDAM) auch in Potsdam präsentiert.

Bei umfangreichen Rettungsgrabungen im Vorfeld großer Baumaßnahmen (Stadtsanierung, Autobahnbau, Rohstoffgewinnung etc.) sind vor allem nach der Wende in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg wichtige archäologische Funde geborgen und in die Archäologischen Landesmuseen eingeliefert worden. Zu den spektakulärsten Funden gehören sicherlich die Münzschätze. Nicht selten jedoch ist deren Entdeckung auch Privatpersonen zu verdanken.

Münzschätze
Münzschatzfunde sprechen in erheblichem Maße die Fantasie der Betrachter an, sei es durch ihre Aufsehen erregenden Entdeckungsgeschichten oder geheimnisvolle Sagen, die sich um ihre Verbergung ranken. Generell sind sie aber auch wichtige Indikatoren der landesgeschichtlichen Entwicklung. Die ältere Geld- und Wirtschaftsgeschichte spiegelt sich in ihnen ebenso wider wie Unruhezeiten, zum Beispiel Kriege, in denen man die gesparten Münzen versteckte und keine Gelegenheit mehr fand, sie wieder hervorzuholen. Schätze im Boden zu verbergen hat darüber hinaus oft rein persönliche Motive, deren Hintergründe meist schwer zu ermitteln sind. Münzschätze erzählen also nicht nur Geschichten über Geld, sondern auch über die Schicksale der Menschen, denen es einmal gehörte.

Gewichtsgeldwirtschaft
All diese Aspekte beleuchtet die Ausstellung in einem repräsentativen Querschnitt. Der Gang durch die Geldgeschichte beginnt mit den sogenannten Hacksilberfunden des 10. und 11. Jahrhunderts, die ganze und geteilte Münzen sowie zerhackten Silberschmuck enthalten.
Diese Schätze finden sich vor allem in den slawischen Gebieten und sind kennzeichnend für einen Zahlungsverkehr, in dem die benötigte Geldmenge nach ihrem Gewicht berechnet wurde. Das Vorkommen von arabischen und byzantinischen, aber auch von deutschen und englischen Münzen belegt eindrücklich den weit über Europa hinausreichenden Rahmen der damaligen Wirtschaftsbeziehungen. Im Laufe des 12. Jahrhunderts verdrängten dann zunehmend geprägte Münzen das Hacksilber im Geldumlauf.

Groschen und Taler
Mit der großen Zahl von deutschen Städtegründungen in Ostdeutschland um 1200 und danach kam es zur Errichtung zahlreicher neuer Münzstätten, die Pfennige aus Silber für den regionalen Geldverkehr prägten. Im 14. und 15. Jahrhundert spielten Prager Groschen aus Silber und Goldgulden als Währungen, die in weiten Teilen Nord- und Ostdeutschlands akzeptiert wurden, eine große Rolle.
Eine neue wichtige Handelsmünze, die im 16. Jahrhundert aufkam, war der Taler aus Silber. Den nord- und ostdeutschen Raum erschütterten während des 16. und 17. Jahrhunderts jedoch auch mehrere wirtschaftliche Krisen, verursacht zum Beispiel durch den Dreißigjährigen Krieg. Dadurch kam es zu einer mitunter dramatischen Verschlechterung der Silbermünzen. Der Silberanteil verringerte sich und es wurden immer mehr Münzen in Umlauf gebracht. Dies führte zu Inflation und Armut.

Münzreformen
Entsprechende Krisenerscheinungen setzten sich im 18. Jahrhundert fort. Jedoch gelang es einzelnen Landesherren, zum Beispiel Friedrich dem Großen in Preußen, in ihren Ländern die Währungsverhältnisse mit einer eigenen Gold- und Silberprägung zu stabilisieren. Einen weiteren Fortschritt brachte im 19. Jahrhundert die zunächst nur auf wirtschaftlichem Gebiet vorangetriebene Vereinigung der einzelnen deutschen Staaten. Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 wurde mit der Mark erstmals eine einheitliche Währung eingeführt, die rund 130 Jahre gültig blieb und erst kürzlich durch den Euro als neue Währung auf europäischer Ebene abgelöst wurde.

Begleitprogramm zur Ausstellung ›››



Sonntag, 5. Februar 2006
15 Uhr
Öffentliche Führung durch die Ausstellung
mit Burkhard Schauer, Numismatiker
Beitrag: 3 Euro + erm. Ticket zur Ausstellung

Mittwoch, 8. Februar 2006
19 Uhr
Vortrag in der Ausstellung
Münzfunde in Brandenburg
Burkhard Schauer, Numismatiker, berichtet über die Bedeutung der auf dem Gebiet Brandenburgs in den letzten zehn Jahren geborgenen Münzschätze für die Landes- und Wirtschaftsgeschichte
Beitrag: 3 Euro + erm. Ticket zur Ausstellung

Mittwoch, 22. Februar 2006
19 Uhr
Vortrag
Archäologie entdecken - Spuren suchen - Geschichte verstehen
Dieter Nitsche und Dr. Rainer Kossian (BLDAM) stellen die vielfältigen Aktivitäten und Arbeitsmethoden wie Restaurierung, Fundbearbeitung und didaktische Präsentationen des Archäologischen Landesmuseums Brandenburg im Paulikloster vor.
Beitrag: 3 Euro
 


 
 
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