Gil Schlesinger, Air India, 1981, Mischtechnik auf Sackleinen, 110 x 130 cm, Foto: Andreas Hüneke
Expressiv – konstruktiv – phantastisch
Ostdeutsche Kunst 1945 bis 1990 aus einer Privatsammlung

Eine Ausstellung des Potsdamer Kunstvereins e. V. in Kooperation mit dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte


22.08.2014 - 19.10.2014


Ostdeutsche Kunst findet gegenwärtig immer größeres Interesse und Aufmerksamkeit. So begrüßenswert das auch ist, so sehr zeichnen sich Tendenzen ab, einen begrenzten Kreis von Künstlern zu "kanonisieren". Nach wie vor sind vor allem die "Leipziger Schule" und deren Schüler im öffentlichen Bewusstsein präsent. Andere Künstler werden zwar auch gezeigt, aber in geringerem Umfang und in weniger öffentlichkeitswirksamem Kontext, in hinteren Räumlichkeiten oder an unattraktiveren Wänden. So verfestigt sich ungewollt ein einseitiges Bild von der ostdeutschen Kunst.

Die Ausstellung präsentiert eine seit den 1970er Jahren entstandene Potsdamer Privatsammlung, die unabhängig von der offiziell geförderten Kunst der DDR nach subjektiven Vorlieben entstanden ist. Ohne einseitig zu sein bietet sie die Möglichkeit, eher unbekannte Künstler kennen zu lernen und Einblick in eine äußerst lebendige alternative Kunstszene zu gewinnen. Damit ermöglicht sie den anderen Blick auf Kunst in Ostdeutschland, aber auch auf Sammlerkultur und auf die verschlungenen Wege der Kunst aus den Nischen in die Öffentlichkeit.

Für diesen anderen Blick stehen über 150 Exponate: Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Collagen und zahlreiche, teils farbige Druckgrafiken, aber auch einige Plastiken und keramische Objekte. Originalgrafische Plakate, Künstlerbücher und Ausstellungskataloge sowie Neujahrsgrafiken mit teils zeitkritischer Thematik sind Zeugnisse einer einfallsreichen "PR"-Arbeit und Kommunikation. Die Ausstellung stellt Künstlerinnen und Künstler unterschiedlicher Generationen und verschiedener Genres vor. Ihre Biografien sind oft gebrochen, allein durch den Weggang vieler von dem einen in das andere Deutschland. Die Jüngeren verstehen sich heute mit ihren ostdeutschen Wurzeln als gleichwertiger Bestandteil der deutschen Kunstlandschaft.

Gezeigt werden unter anderem Arbeiten von:
Horst Bartnig (geb. 1936), Hartmut Bonk (geb. 1939), Kurt Bunge (1911-1998), Klaus Dennhardt (geb. 1941), Albert Ebert (1906-1976), Herbert Enke (1913-2006), Hubert Globisch (1914-2004), Hermann Glöckner (1889-1987), Wasja Götze (geb. 1941), Hans Hendrik Grimmling (geb. 1947), Roswitha Grüttner (geb. 1939), Jürgen Gustav Haase (1947-2013), Frieder Heinze (geb. 1950), Albert Hennig (1907-1998), Gottfried Höfer (1931-1983), Wilhelm Höpfner (1899-1968), Günther Hornig (geb. 1937), Günther Huniat (geb. 1939), Gregor Torsten Kozik (geb. 1948), Bernd Krenkel (geb. 1953), Peter Makolies (geb. 1936), Carl Marx (1911-1991), Bernhard Michel (geb. 1939), Harry Mohr (geb. 1951), Michael Morgner (geb. 1942), Karl Müller (1888-1972), Stefan Plenkers (geb. 1945), Thomas Ranft (geb. 1945), Dagmar Ranft-Schinke (geb. 1944), Karl Rödel (1907-1982), Gil Schlesinger (geb. 1931), Helmut Schmidt-Kirstein (1909-1985), Max Schwimmer (1895-1960), Helmut Senf (geb. 1933), Hartmut Sörgel (geb. 1940), Klaus Süß (geb. 1951), Herbert Wegehaupt (1905-1959), Olaf Wegewitz (geb. 1949), Egon Wrobel (geb. 1939) und Fotis Zaprasis (1940-2002).

Katalog zur Ausstellung Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (Format 21 x 21 cm, 84 Seiten, 86 Farbabbildungen), erhältlich im Museumsshop des HBPG zum Preis von 10 Euro.

Eintritt
3 Euro/erm. 2 Euro, freitags 2 Euro



 

Begleitveranstaltungen

Di, 16.09., 19 Uhr | Podiumsgespräch
Blickwinkel oder Winkelblick auf die Kunst in der DDR?
Podiumsgäste: Saskia und Andreas Hüneke, Kunsthistoriker und Kunstsammler
Moderation: Prof. Dr. Eugen Blume, Leiter des Museums für Gegenwart im Hamburger Bahnhof in Berlin
Der private Sammlerblick ist nur auf einen Ausschnitt aus der Kunstproduktion in der DDR gerichtet. Es entsteht ein für viele vielleicht überraschendes Bild. War diese "Szene” nur eine unbedeutende Randerscheinung neben dem, was "bleibt" von der Kunst aus der DDR, oder spielte sie abseits des offiziell Geforderten und Geförderten für die gesamte Entwicklung und für die Erlebnismöglichkeiten der Kunstliebhaber doch eine zentrale Rolle? Wie war diese Szene organisiert und vernetzt oder wieweit funktionierte sie ohne Organisation? Zu diesen und ähnlichen Fragen will man auch mit dem Publikum ins Gespräch kommen.
Beitrag: 5 Euro/ erm. 3 Euro

 

Sa, 20.09., 15 Uhr
Ausstellungsführung
mit Saskia und Andreas Hüneke, Kunsthistoriker und Kunstsammler
Beitrag: 5 Euro

 

So, 19. Oktober 2014, 16 bis 19 Uhr
Finissage 16 Uhr, Führung durch die Ausstellung mit Saskia und Andreas Hüneke, Kunsthistoriker und Kunstsammler
Eintritt: 3 Euro/erm. 2 Euro

17.30 Uhr | Lesung im Konferenzraum
Saskia und Andreas Hüneke lesen Auszüge aus einem Kunststreit des Jahres 1980 mit Meinungsäußerungen von Karl Max Kober (Professor an der Karl-Marx-Universität Leipzig), Peter Michel (Chefredakteur der Zeitschrift "Bildende Kunst") und Olaf Wegewitz (Künstler)

18 Uhr | Musik und Grafik im Konferenzraum
Wiederaufführung der Hommage an Carlfriedrich Claus des Potsdamer Komponisten Michael Schenk verbunden mit der Projektion der Grafiken von Carlfriedrich Claus aus der Sammlung Saskia und Andreas Hüneke (die Originale dieser Grafiken werden ebenfalls zu sehen sein).

Die Ausstellung ist bis 19 Uhr geöffnet.


 
 
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