Vortragsreihe zur Ersten Brandenburgischen Landesausstellung
"Preußen und Sachsen. Szenen einer Nachbarschaft" Schloss Doberlug 2014
Seit 2013 bietet das HBPG mit einer Vortragsreihe eine Einstimmung auf die Erste Brandenburgische Landesausstellung. Einmal im Monat geben Wissenschaftler Einblicke in das spannungsreiche Verhältnis der beiden Nachbarn Preußen und Sachsen.
Vorträge
Mi, 20.03.2013, 19 Uhr
Von der Juniorpartnerschaft zur Übermächtigung: Die Beziehungen zwischen Brandenburg-Preußen und Kursachsen vom frühen 17. bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert
Prof. Dr. Frank Göse, Historisches Institut der Universität Potsdam, Sprecher des wissenschaftlichen Fachbeirats der Landesausstellung
Vielen historisch Interessierten dürfte noch der in den 1980er Jahren produzierte und im Fernsehen beider damaliger deutscher Staaten gezeigte Mehrteiler "Sachsens Glanz und Preußens Gloria" ein Begriff sein, in dem vor allem die politischen und militärischen Konflikte zwischen diesen so ungleichen Nachbarn im 18. Jahrhundert vorgeführt wurden. Doch das sächsisch-preußische Verhältnis umfasste weitaus mehr Facetten.
Der Vortrag wird der wechselvollen Beziehungsgeschichte zwischen beiden Territorien im 17. und 18. Jahrhundert nachgehen, die lange Zeit von der politischen Orientierung Brandenburgs an seinem südlichen Nachbarn geprägt war, bis sich diese Konstellation völlig umkehrte. Zugleich soll verdeutlicht werden, dass sowohl Konkurrenz und Rivalität als auch eine gemeinsame Politik und gegenseitige Rezeptionsprozesse die preußisch-sächsischen Beziehungen in dieser Epoche bestimmten.
Mi, 03.04.2013, 19 Uhr
Konkurrenz qua Hofpersonal? Der Berliner und Dresdner Hof im Vergleich
Dr. Stefanie Freyer, Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Kursachsen und Kurbrandenburg stiegen beide um 1700 in den Reigen der gekrönten Häupter Europas auf: Brandenburg schmückte sich mit der selbst verliehenen Königskrone Preußens, Sachsen durfte qua Wahl die polnische Königswürde tragen. Obwohl die Territorien beider Kronen außerhalb des Alten Reiches lagen, wählten beide Herrscher ihre Residenz provokativ im Reich und traten mit ihren Höfen in Konkurrenz. Mit dem Tod von August III. im Jahre 1763 änderte sich die Lage: Sachsen verlor die polnische Königswürde und sank wieder auf den Status eines Kurfürstentums herab. Da der Dresdner Hof in den Jahrzehnten zuvor zu einem glänzenden Zentrum herrscherlicher Macht ausgebaut worden war, stellt sich die Frage, ob und wie dieser Statusverlust in den darauf folgenden Jahrzehnten sichtbar wurde. Gab es einen Unterschied zwischen dem königlichen und dem bloß kurfürstlichen Dresdner Hof? Und: Wie reagierte Brandenburg-Preußen, das weiterhin den Doppelstatus als Kurfürstentum und Königreich besaß, auf den Rangverlust seines bisherigen Prestigekonkurrenten?
Mi, 15.05.2013, 19 Uhr
Zwischen ,Freundschaft' und Konkurrenz – Friedrich Wilhelm I. und August II.
Peter Langen, wissenschaftlicher Mitarbeiter (HBPG) der Ersten Brandenburgischen Landesausstellung
Anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Thronbesteigung König Friedrich Wilhelms I. 2013 und mit Blick auf die Erste Brandenburgische Landesausstellung 2014 widmet sich der Vortrag dem Verhältnis von zwei augenscheinlich gegensätzlichen Herrscherpersönlichkeiten. Ausgehend von einem bisher weitgehend unbekannten diplomatischen Vorfall des Jahres 1732 werden die Beziehungen zwischen dem "Soldatenkönig" und August dem Starken, die beide ihre Epoche besonders geprägt haben, im Kontext europäischer Machtpolitik skizziert.
Mi, 05.06.2013, 19 Uhr
'[D]en Wohlstand Unserer Lande zu einiger Gleichheit nach Möglichkeit zu befördern' nach 'der benachbarten und anderer Lande Exempel' – Die Steuerpolitik in Brandenburg und Sachsen
Felix Engel, Universität Potsdam
Wirtschafts- und Finanzgeschichte sind in jüngster Zeit hinter andere Themengebiete etwas zurückgetreten. Doch nicht erst heutzutage, sondern bereits in der Frühen Neuzeit waren die meisten Staaten hoffnungslos verschuldet; damals, um ein stehendes Heer und monarchische Prachtentfaltung als unbedingt notwendige Voraussetzungen einer aktiven Politik zu gewährleisten. Die veränderten Rahmenbedingungen für den frühneuzeitlichen Staat – Krisen, Kriege, gesteigertes Repräsentationsbedürfnis – zwangen die einzelnen Territorialherren, neue Mittel und Wege für eine ergiebigere Staatsfinanzierung auszuloten.
Da mit dem herkömmlichen Finanzinstrumentarium des Mittelalters die neuen Aufgaben schwerlich bestritten werden konnten, legten die Landesregierungen ihr Augenmerk auf die Etablierung permanenter Steuern. Während in Brandenburg der Einfluss der Stände auf die Steuererhebung Mitte des 17. Jahrhunderts faktisch ausgeschaltet wurde, beschritten die Kurfürsten von Sachsen und ihre wirtschaftlich potenteren Landesvertreter einen Weg des relativen Ausgleichs und der Verständigung. Der Vortrag wird sich mit dieser Entwicklung für Brandenburg und Sachsen beschäftigen, dabei Vergleiche ziehen und Interaktionen sowie Rezeptionsprozesse zwischen den beiden Nachbarn auf finanzpolitischem Gebiet herausstellen.
Mi, 03.07.2013, 19 Uhr
Brandenburg-Preußen in Sachsen: Die Exklave Cottbus im 18. Jahrhundert
Mario Kaun, Historiker, Cottbus
Der Kreis Cottbus, der aus den Städten Cottbus und Peitz sowie mehreren Dörfern bestand, lag gänzlich im Sächsischen. Der Vortrag zeigt einerseits die Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen den Bewohnern der Exklave und den sächsischen Bewohnern der Niederlausitz auf und andererseits deren beiderseitiges Verständnis hinsichtlich der formal existierenden Grenze. Ebenfalls werden das stationierte und durchmarschierende Militär sowie die Bedeutung des Exklavenstatus' für den Cottbuser Kreis betrachtet. Eine Annäherung an den Alltag des 18. Jahrhunderts, insbesondere der Exlavenbewohner, aber auch an den seiner Nachbarn vor dem Hintergrund etwaiger Differenzen zwischen Brandenburg und Sachsen, soll skizziert werden.
Mi, 14.08.2013, 19 Uhr
'War is Hell'(William T. Sherman). Kriegsbedingte und mutwillige Zerstörungen im Siebenjährigen Krieg
André van der Goes, Dresden
Der Siebenjährige Krieg ist im Bewusstsein der Sachsen tief verankert, und wie es scheint sogar tiefer als die kriegerische Zeit Napoleons, in der auch Sachsen die Bühne großer Schlachten und Zerstörungen war. Der Vortrag versucht, eine Bilanz zu ziehen über den Zusammenhang zwischen der Art von Kriegszerstörungen und den Personen, die dafür verantwortlich gemacht werden können. Dabei wird auch über die Grenzen von Sachsen und die Epoche von 1756–1763 hinausgeblickt.
Drs. André W. A. van der Goes, geb. 1947 in den Niederlanden, studierte Geschichte der Neuzeit an der Universität Amsterdam. Berufliche Stationen in den Niederlanden waren: Direktor-Konservator, Kasteel-Museum Sypesteyn, Loosdrecht, Hauptkonservator Kasteel Amerongen, Amerongen. In Dresden schlossen sich Tätigkeiten als Direktor des Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen, Direktor der International Academy for the Arts der Staatlichen Kunstsammlungen und als Lehrbeauftragter für Kunstgeschichte an der Technischen Universität an.
Mi, 18.09.2013, 19 Uhr
Mit Graun und Hasse gegen Dresden und Wien – Hofoper und Hofmusik unter Friedrich dem Großen
Prof. Dr. Christoph Henzel, Universität Würzburg
Friedrich II. hat seine Stellung im Reich nicht nur mit militärischen Mitteln, sondern auch mit Hilfe einer repräsentativen Kunstpolitik demonstriert. So grenzte er sich von den Höfen in Dresden und Wien ab, indem er in seiner Hofoper Werke mit einem reformierten dramaturgischen Profil aufführen ließ. Nach dem Siebenjährigen Krieg demonstrierte er ihnen gegenüber das Festhalten am "wahren" Musikgeschmack, indem er Werke der Vorkriegszeit nicht nur des preußischen Hofkapellmeisters Carl Heinrich Graun, sondern auch des sächsischen Operkapellmeisters Johann Adolf Hasse aufführen ließ.
Prof. Dr. Christoph Henzel: Studium der Musikwissenschaft, Musikerziehung, Philosophie und katholischen Theologie, seit 2007 Professor für Historische Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik Würzburg, zahlreiche Veröffentlichungen
Mi, 09.10.2013, 19 Uhr
Der Hofjude Berend Lehmann (1661–1730). Ein Leben mit Grenzen
Jutta Dick, Stiftung Moses Mendelssohn Akademie Halberstadt
Um 1690 ließ sich der 1661 in Essen geborene Berend Lehmann in Halberstadt nieder. In dem ehemaligen Bistum, das mit dem Westfälischen Frieden als Fürstentum Teil von Brandenburg-Preußen geworden war, agierte der Hofjude für den Kurfürsten und späteren König in Preußen, den Kurfürsten von Hannover und späteren König von England, den Fürsten von Braunschweig und vor allem den Kurfürsten von Sachsen und späteren König von Polen, August den Starken. Die Verbindung mit Sachsen war für beide Seiten äußerst fruchtbar. Trotzdem gelang es August nicht, für "seinen" Hofjuden in Sachsen eine dauerhafte Niederlassung durchzusetzen. Dies bedeutete für Berend Lehmann, de iure im brandenburgisch-preußischen Halbestadt ansässig zu sein, und de facto in Dresden zu leben. Familie, Geschäfte und vieles Andere ließen sich in einem solchen Konstrukt organisieren. Unmöglich waren die Verwirklichung und Selbstrepräsentation des gesetzestreuen Juden im Kontext der Religion: das namhafte Lehrhaus, die Klaussynagoge, und die für Dresden erträumte prächtige Barocksynagoge – sie konnten nur in Halberstadt Realität und Denkmal werden. Diese Grenzen wirkten bis in den Tod. Berend Lehmann ist auf dem ältesten Jüdischen Friedhof in Halberstadt bestattet. Die Inschrift auf dem prächtigen Grabstein rühmt allein sein Wirken für die Jüdische Gemeinschaft.
Mi, 06.11.2013, 19 Uhr
Alle Wege führen nach Doberlug-Kirchhain
Prof. Dr. Heinz-Dieter Heimann, Historisches Institut der Universität Potsdam
Die hier von Rom auf Doberlug-Kirchhain umgeschriebene Redensart sei der Wegweiser durch ein Kapitel Reisekultur und Straßengeschichte zwischen Brandenburg und Kursachsen vom 15. bis 18. Jahrhundert. Ausgewählte historische Kartenbilder und Routen führen zu alten Wegen und Grenzen der "Vermessung" der Welt – nebenan.
Mi, 04.12.2013, 19 Uhr
'... die wahre Bestimmung ihrer ständischen Existenz: als Repräsentanten der Nation deren Rechte zu vertret '. Die Teilhabe der Landstände an der Regierung des Markgraftums Niederlausitz in sächsischer Zeit (1635–1815)
Dr. Klaus Neitmann, Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Die Landstände des Markgraftums Niederlausitz, bestehend aus den dominierenden adligen Standesherren und Rittern sowie aus einigen Städten, vermochten in der Zeit der sächsischen Herrschaft auf Grund ihrer älteren Privilegien einen maßgeblichen Anteil an der Regierung des Landes zu behaupten und durch ihre eigene Verwaltung dessen Geschicke erheblich mitzubestimmen. So beeinflussten sie die landesherrlichen Regierungsbehörden erheblich durch ihre Beteiligung an der Auswahl von dessen Führungspersonal und durch dessen Verpflichtung zur Beachtung ihrer althergebrachten "Freiheiten". Sie fühlten sich als Vertreter des Landes und seiner "Nation" gegenüber dem Monarchen und seinen Beamten wegen ihrer genauen Kenntnis von Verfassung und Recht, Verwaltung und Gesetzgebung des Markgraftums. Die Art und Weise ihrer politischen Mitwirkung wird an Hand ausgewählter Dokumente des 17. und 18. Jahrhunderts aus den Beständen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs erläutert und veranschaulicht.
Dr. Klaus Neitmann, geb. 1954, ist nach Studium der Fächer Geschichte und Romanistik in Göttingen, der anschließenden Ausbildung zum wissenschaftlichen Archivar und der Tätigkeit am Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin seit 1993 Direktor des Brandenburgischen Landeshauptarchivs in Potsdam. Seit 2001 ist er Vorsitzender der Brandenburgischen Historischen Kommission e.V. und seit seiner Habilitation 2008 an der Universität Potsdam am dortigen Historischen Institut als Privatdozent tätig. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der deutschen Landesgeschichte, insbesondere in der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte Brandenburgs.
Mi, 22.01.2014, 18 Uhr
Eröffnung "Schaufenster" zu Kloster und Schloss Doberlug
Seit vielen Jahren präsentiert das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum (BLDAM) im oberen Foyer des HBPG thematische "Schaufenster" in seine Arbeit. Dr. Wera Groß (BLDAM) stellt die Tafelausstellung zu den Restaurierungserfolgen am Denkmalensemble Kloster und Schloss Doberlug vor. Das aufwendig sanierte und restaurierte Ensemble wird ab 7. Juni 2014 Ort der Ersten Brandenburgischen Landesausstellung sein.
anschließend
Vortrag
Sächsische Herzöge im südlichen Brandenburg
Dr. Vinzenz Czech, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Institut der Universität Potsdam, Lehrstuhl für Landesgeschichte (mit Schwerpunkt Brandenburg-Preußen)
Noch heute erinnern im Süden Brandenburgs eine ganze Reihe von materiellen Zeugnissen an die Herrschaft der Herzöge der sächsischen Sekundogeniturfürstentümer Merseburg und Weißenfels. Der Vortrag geht auf die Hintergründe dieser bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts existierenden sächsischen Nebenlinien ein und zeigt deren Versuche, unabhängig von der Kurlinie in Dresden eine eigenständige Herrschaft zu begründen.
Mi, 12.02.2014, 18 Uhr
'Nun sind wir doch wohl preußisch!'. Der Herrschaftswechsel von Sachsen zu Preußen 1815 in Görlitz und seine Auswirkungen auf Stadt und Bevölkerung
Sven Brajer, Dresden, Historiker und Stipendiat der Dr.-Gregorius-Mättig-Stiftung
Die wohl markanteste Zäsur eines Herrschaftswechsels aus Sicht der Görlitzer stellte die Übertragung großer Teile des Nordens von Sachsen, der Oberlausitz und damit auch der Stadt an Preußen, dar. Ursachen, Ablauf und die Folgen dieses epochalen Vorgangs werden im Vortrag ausgiebig beleuchtet.
Mi, 12.03.2014, 18 Uhr
Königswege – Friedrich I. und August der Starke unterwegs
Dr. Ines Elsner, Berlin
Über Jahrhunderte herrschte Rivalität zwischen Brandenburg und Sachsen, den beiden benachbarten Kurfürstentümern im Nordosten des Heiligen Römischen Reiches. In der Zeit des Barock, den vier Jahrzehnten um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert, wurde dieses Ringen um die Vorherrschaft auch auf höfischem Parkett ausgetragen. Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, der spätere König Friedrich I. in Preußen (1688/1701–1713), und Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen, mit Königsnamen August II. von Polen (1694/97–1733), stritten um den Vorrang. Das taten sie auch mit visuell-propagandistischen Mitteln wie glanzvollen Festen oder dem Bau repräsentativer Schloss- und Gartenanlagen in und um ihre jeweilige Haupt- und Residenzstadt, Berlin und Dresden. Gemeinhin wird man wohl annehmen, dass dabei das bis heute berühmte "Dresdner Barock" den Sieg davon trug.
Die von der Referentin nach dem Vorbild ihrer Dissertation "Friedrich III./I. und die Berliner Residenzlandschaft" auf August den Starken und Kursachsen übertragene Itinerarmethode hat allerdings ein gänzlich anderes Bild ergeben und zu überraschenden Ergebnissen geführt . In der mit Karten- und Bildmaterial anschaulich gestalteten Präsentation werden diese Erkenntnisse erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert. Gemeinsamkeiten, aber auch vor allem Unterschiede in den raumgestalterischen Visionen und architektonischen Repräsentationsstrategien Kurbrandenburgs und Kursachsens, basierend auf einer Mobilitätsanalyse Friedrichs und Augusts, werden vorgestellt.
Mi, 09.04.2014, 19 Uhr
Belagert, beleidigt, befreit. Brandenburg, Sachsen und das Reich im Kampf gegen die Türken 1683
Ellen Franke M.A., Wien
Im Sommer 1683 befand sich das Heilige Römische Reich in einer seiner schwersten Krisen. Die kaiserliche Residenzstadt Wien wurde von einem übermächtigen türkischen Heer belagert; der Obersächsische Reichskreis, der Truppen stellen sollte, war handlungsunfähig. Wie es dazu kam und welche Rollen Brandenburg, Sachsen und Mitteldeutschland in dieser Reichskrise sowie in der Europapolitik im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts spielten, stehen im Zentrum des Vortrags. Während der Kurfürst von Sachsen sowie der Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg persönlich für Kaiser und Reich fochten und Wien befreiten, unterließ es der Große Kurfürst, brandenburgische Truppen an die Donau zu senden. Seine landesherrlichen Interessen sowie sein gesunkenes Vertrauen in das habsburgische Kaiserhaus bewogen den Brandenburger dazu, Distanz zu bewahren. Solchermaßen entstandene Gegensätze beeinflussten unweigerlich das Geschehen im Obersächsischen Reichskreis und bewirkten dessen Ende. Die Symbole der Macht, eingesetzt mit dem Ziel, die Kontrahenten zu beleidigen, entfalteten dabei eine große Kraft.
Ellen Franke M.A. arbeitet als Rechtshistorikerin am Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte der Universität Wien. Sie legte das Erste Juristische Staatsexamen in Potsdam ab und erwarb den Magister Artium in Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 2003 bis 2009 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an verschiedenen Wissenschaftseinrichtungen im Berliner Raum tätig (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Historisches Institut der Universität Potsdam, Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam, Brandenburgische Historische Kommission e.V.). 2009 wechselte sie nach Wien. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Rechts- und Verfassungsgeschichte des Alten Reiches, die Historische Kriminalitätsforschung der Frühen Neuzeit sowie die Historische Kartographie.
Mi, 07.05.2014, 19 Uhr
Endspurt zur Landesausstellung – Ein Blick hinter die Kulissen im Schloss Doberlug
Anne-Katrin Ziesak, Kuratorin der Ersten Brandenburgischen Landesausstellung
30 Tage vor Eröffnung der Ersten Brandenburgischen Landesausstellung geht es im frisch sanierten Schloss Doberlug in Doberlug-Kirchhain zu wie in einem Ameisenhaufen. In 15 Schlossräumen werden Ausstellungsvitrinen und –tafeln eingerichtet, kostbare Leihgaben angeliefert, Texte angebracht, Medienstationen installiert und, und... Endspurt für ein wissenschaftlich, organisatorisch und logistisch herausforderndes Großprojekt, das im Jahr 2011 seinen Anfang nahm. Die Kuratorin gibt eine Momentaufnahme und einen Ausblick darauf, was die Besucher ab dem 7.Juni im Schloss Doberlug erwarten wird.
Anne-Katrin Ziesak, Historikerin, war tätig für verschiedene Museen, darunter das Deutsche Historische Museum, das Deutsche Hygiene-Museum, die Gedenkstätte Sachsenhausen, sowie für den Verlag Walter de Gruyter und die Freie Universität Berlin.
Dem HBPG ist sie seit seiner Gründung 2003 in verschiedenen Projekten verbunden, derzeit kuratiert sie die Erste Brandenburgische Landesausstellung.
Mi, 18.06.2014, 19 Uhr
Sachsen und Preußen vor und nach dem Ende des Alten Reiches: Von der Pillnitzer Konferenz (1791) bis zum Wiener Kongress (1815)
Prof. Dr. Winfried Müller, Institut für sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Dresden, stellvertretender Sprecher des Wissenschaftlichen Beirats der Ersten Brandenburgischen Landesausstellung und Mitherausgeber des Ausstellungskatalogs
Als sich 1791 auf sächsischem Boden, in Schloss Pillnitz bei Dresden, Kaiser Leopold II. und der preußische König Friedrich Wilhelm II. auf eine gemeinsame Politik verständigten, glaubten die Mächte des alten Europa noch an eine rasche Einhegung des revolutionären Frankreich. Was folgte, waren fast 25 Jahre Krieg. Die Serie der Koalitionskriege und der Aufstieg Napoleons brachten jene territoriale Revolution, die die deutsche und europäische Landkarte nachhaltig veränderte, ehe auf dem Wiener Kongress 1814/15 eine neue Friedensordnung gefunden wurde. Der Vortrag zeichnet diese bewegten Jahre, die zunächst Preußen, am Ende aber Sachsen auf der Verliererseite sahen, unter besonderer Berücksichtigung der preußisch-sächsischen Beziehungsgeschichte nach.
Prof. Dr. Winfried Müller, seit 1999 Professor für Sächsische Landesgeschichte an der TU Dresden, seit 2000 Direktor des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V., Dresden, stellvertretender Sprecher des Wissenschaftlichen Beirats der Ersten Brandenburgischen Landesausstellung "Preußen und Sachsen. Szenen einer Nachbarschaft" und Mitherausgeber des Ausstellungskatalogs
Mi, 16.07.2014, 19 Uhr
Das Renaissanceschloss Doberlug – Seine Architektur und Baugeschichte im Vergleich zur Dresdner Residenz und Schloss Merseburg
Dr. Stefanie Leibetseder, Autorin der Publikation "Schloss Doberlug. Nebenresidenz der Wettiner" im Rahmen der Ersten Brandenburgischen Landesausstellung
Schloss Doberlug ist ein Renaissancebau, der stilgeschichtlich im Vergleich zur gleichzeitig entstandenen barocken Stadtbebauung veraltet ist. Dies legt nahe, dass mit der dafür gewählten Formensprache für das sächsische Herrscherhaus eine wichtige politische Aussage verbunden war. Sie bestand höchstwahrscheinlich in der zeitlichen Verbindung des Baus der Dresdner Residenz als Sitz der Kurlinie mit dem Aufstieg der Wettiner zu Kurfürsten. Ziel des Vortrages ist es, diesen Aspekt ausgehend von der Formensprache des Schlosses Doberlug mit Blick auf die Architektur und Baugeschichte des Dresdner und Merseburger Schlosses, der Residenz des Hauses Sachsen-Merseburg, eingehend zu erörtern.
Dr. Stefanie Leibetseder, Studium der Kunstgeschichte und Anglistik/Amerikanistik in Berlin und London, Promotion über den kurpfälzischen Hofbildhauer Paul Egell (1691–1752), Autorin der Publikation "Schloss Doberlug. Nebenresidenz der Wettiner" im Rahmen der Ersten Brandenburgischen Landesausstellung
Mi, 13.08.2014, 19 Uhr
Lessing – Ein Sachse in Preußen
Dr. Sylke Kaufmann, Leiterin des Lessing-Museums und der Städtischen Sammlungen Kamenz
Gotthold Ephraim Lessing, der bedeutendste deutsche Aufklärer, wurde zwar im sächsischen Kamenz geboren, verbrachte aber prägende Jahre in Berlin und Breslau. In der preußischen Hauptstadt entwickelte er sich zum gefürchtetsten Kritiker seiner Zeit und profilierte sich als Schriftsteller. Im Siebenjährigen Krieg stand er gar als Sachse im Dienst des preußischen Militärs, obwohl oder gerade weil seine Vorstellungen von Patriotismus mit denen seiner Berliner Freunde nicht übereinstimmten. So erscheint er als ein Beispiel par excellence für die produktiven, aber auch konfliktgeladenen Beziehungen zwischen seinem Geburtsland Sachsen und seiner zeitweiligen Wahlheimat Preußen im 18. Jahrhundert. Der Vortrag widmet sich Lessings vielfältigen Kontakten zu bekannten preußischen Persönlichkeiten, von denen er entscheidende Impulse für sein Schaffen empfing. Neben Freunden und Weggefährten wie Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai werden auch sein Verleger Christian Friedrich Voß oder Militärs wie Ewald von Kleist und Friedrich Bogislaw von Tauentzien eine Rolle spielen. Zudem wird auf die ambivalente Haltung Lessings zu Friedrich dem Großen eingegangen, der dem Aufklärer seinerseits mit Ablehnung begegnete. So spiegelt sich letztlich in Lessings persönlichen Beziehungen auch die Spannbreite preußisch-sächsischer Verbindungen wider.
Dr. Sylke Kaufmann, Germanistin und Kunsthistorikerin, seit 2008 Leiterin des Lessing-Museums und der Städtischen Sammlungen Kamenz
Mi, 17.09.2014, 19 Uhr
Sachsens Glanz und Preußens Gloria. Hintergründe eines Fernsehspiels
Marcel Piethe, Filmhistoriker
Vortrag zur Entstehungsgeschichte und filmischen Handlung "Sachsens Glanz und Preußens Gloria – Ein Film" und zur Geschichte im Film bei DEFA und Fernsehen der DDR (Geschichtsfilme und Literaturverfilmungen). Er zeigt das Preußenbild in 40 Jahren DDR-Mediengeschichte auf und berichtet über Drehorte, Geschichte und Rezeption des Films.
Marcel Piethe, Jahrgang 1973, hat neben regelmäßigen Publikationsbeiträgen zur Regional- und Landesgeschichte zum Thema Filmgeschichte publiziert, unter anderem zur Geschichte der DEFA im Land Brandenburg, zum Filmstandort Woltersdorf oder zum Drehort Hamburg.
Mit der Entwicklung der Videobustour "Filmstadt Berlin", die sich mit Themen der Film- und Kulturgeschichte in der Stadt und im Großraum Berlin beschäftigt sowie aktuelle Tendenzen der Medienlandschaft und insbesondere der Kinobranche in der Region Berlin-Brandenburg verfolgt, wurde in den vergangenen Jahren die inhaltliche Grundlage für das Publikationsvorhaben "Filmland Brandenburg" gelegt.
Mi, 15.10.214, 18 Uhr
Pickelhaube und Eierschecke: Sächsische Mythen und preußische Tugenden
Dr. Matthias Donath, Kunsthistoriker und Bauforscher
Sachsen und Preußen sind nicht nur Landesnamen, sonder auch schillernde, mit unterschiedlichen Bedeutungen aufgeladene Begriffe. So gelten die Sachsen als helle, reiselustig und "fischelant", während man mit Preußen Werte wie Pflichtbewusstsein und Ordnungssinn, aber immer noch auch Kadavergehorsam verbindet. Die gegensätzlichen Mythen verdichten sich in Symbolen. Dazu gehören Personen wie August der Starke und Friedrich der Große oder Bauwerke wie die Dresdner Frauenkirche und die Potsdamer Garnisonkirche. In einem amüsanten und kurzweiligen Vortrag werden sächsische Mythen und preußische Tugenden in Frage gestellt.
Matthias Donath, geb. 1975, studierte Kunstgeschichte, christliche und klassische Archäologie in Leipzig und Freiburg i. Br. und promovierte 1998 über die Baugeschichte des Doms zu Meißen. Nach einem Volontariat am Landesdenkmalamt Berlin arbeitet er als freiberuflicher Bauforscher und Autor. Er hat zahlreiche Aufsätze und über 40 Bücher zu Architektur und Denkmalpflege verfasst und gestaltete mehrere Ausstellungen.
Er ist Vorsitzender des Dombauvereins Meißen e.V.
Mi, 12.11.2014, 18 Uhr
Starke Vasen und schöne Soldaten: Die preußisch-sächsische Nachbarschaft im frühen 18. Jahrhundert und das Porzellan
Dr. Samuel Wittwer, Direktor der Schlösser und Sammlungen, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Wenn Porzellanliebhaber heute die großen Beständen der Dresdener Kunstsammlungen bewundern und sie Augusts des Starken unvollendetes Projekt eines Porzellanschlosses im Japanischen Palais ins Schwärmen bringt, so ahnen die wenigsten, dass sie es hier auch mit einem preußischen Erbe zu tun haben. Friedrich III./I. von Brandenburg-Preußen war der erste deutsche Fürst, der die Präsentation von Porzellan in seinen Schlössern zu politischen Aussagen nutzte – und damit Schule machte. Der Vortrag führt hinter die Kulissen des scheinbar nur dekorativen Arrangements von Vasen und Tellern der preußischen Porzellankammern und zeigt, welche Früchte diese Brandenburger Wurzeln in Sachsen trugen.
Samuel Wittwer, geb. 1967, studierte von 1987 bis 1994 an der Universität Basel Kunstwissenschaft, Volkskunde und Allgemeine Geschichte des Mittelalters. 1999 wurde er Kustos der keramischen Sammlungen bei der SPSG im Charlottenburger Belvedere-Pavillon und betreute in dieser Funktion auch die KPM-Porzellansammlung des Landes Berlin und das historische Archiv der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM). Im Februar 2000 promovierte er mit einer Arbeit über die Tiergroßplastik aus Meißner Porzellan für das Japanische Palais Augusts des Starken in Dresden. Seit 2008 ist er Direktor der Abteilung Schlösser und Sammlungen der SPSG. Einem größeren Fernsehpublikum wurde Samuel Wittwer bekannt als beratender Porzellanexperte bei "Kunst und Krempel" im Bayerischen Fernsehen.